Teure Milch

Ein drastischer Preisanstieg der Milch hat die Diskussion um die Justizreform von den Schlagzeilen verdrängt. Doch es wird munter weiter demonstriert. Heute werden erst einmal ein paar Liter Milch gekauft.

Guten Morgen, liebe Leser!

Bevor ich mich heute früh an mein Laptop gesetzt habe, um Euch diese Zeilen zu schreiben, bin ich, nachdem ich meine Tochter zum Bahnhof gefahren hatte, noch schnell zum Supermarkt gefahren, um sechs Liter Milch zu kaufen. Die Milch ist heute neben der Justizreform das am meisten erwähnte Thema in den Medien. Denn ab morgen soll ein Liter Milch einen ganzen Shekel mehr kosten.

Heute besonders begehrt: Milch, Bild: Yosef Mizrahi/TPS

So wie Autofahrer vor einem erwarteten Preisanstieg des Benzins an den Tankstellen Schlange stehen, um wenigstens noch einen Tank zum alten Preis zu bekommen, bin ich eben zum Supermarkt gerannt, um beim Kauf der sechs Liter Milch sechs Shekel zu sparen. Das klingt lächerlich, ich weiß, aber ich musste es tun. Der sehr extreme Preisanstieg von 16 Prozent der vom Staat kontrollierten Milchprodukte hat in einigen Radiosendungen sogar den Streit um die Justizreform vom ersten Platz vertrieben.

Jetzt soll der drastische Preisanstieg in letzter Sekunde etwas gemildert werden. Er soll auf zwei Monate verteilt werden, so dass ein Liter Milch ab morgen “nur” einen halben Shekel mehr kosten soll. Und im Juni sollen wir dann noch einen halben Shekel drauflegen. Dieser Schritt ist natürlich absoluter Unsinn und löst nicht das wirkliche Problem. Was kostet ein Liter Milch bei Euch? Bei uns kostet er heute noch 6,23 Shekel. Versteht Ihr das Problem?

Die Megademonstrationen vom Sommer 2011 gegen die hohen Lebenshaltungskosten haben leider nicht viel geholfen. Nur der Preisanstieg des bei uns so beliebten Cottage Käses konnte rückgängig gemacht werden. Er hat sogar heute noch nicht den Preis von vor Beginn der Demonstrationen erreicht. Da wurde er auf acht Shekel erhöht, was die größten Demonstrationen zur Folge hatte, die Israel bis dahin gesehen hatte. Sogar ich bin damals zusammen mit meiner Familie auf die Straße gegangen.

30. Juli 2011 – Auch damals gingen jede Woche Hunderttausende auf die Straßen. Geholfen hat es leider nicht. Video: Dov Eilon

Bei den Demonstrationen im Sommer 2011 wurde soziale Gerechtigkeit gefordert. Auf dem Rothschild Boulevard in Tel Aviv wurden Zelte errichtet als protest für die hohen Wohnungskosten. Das Thema kommt Euch bekannt vor, stimmts? Ihr seht, die Demos damals haben nicht viel geholfen.

Gestern Abend wurde in Tel Aviv zum 17. Mal in Folge wieder gegen die Justizreform demonstriert. Wir haben uns daran gewöhnt, was vielleicht der Grund dafür ist, dass etwas weniger über die Demonstrationen berichtet wird. Die Riesendemonstration vom Donnerstag in Jerusalem FÜR die Justizreform hat gezeigt, dass es auch andere Meinungen gibt. Einige der Organisatoren der Demonstrationen gegen die Regierung sagten, dass man auch für die Unterstützer der Regierung demonstrieren würde, so als gäbe es nur eine Wahrheit, nur einen richtigen Weg. Dabei wird dann die Demonstration vom Donnerstag gerne heruntergespielt.

Bei uns in der Straße war es an diesem Wochenende still geblieben. Ich habe keine Ahnung, warum gestern Abend nicht vor dem Haus des Justizministers demonstriert wurde. Vielleicht werden die Demonstranten in der kommenden Woche wieder zu uns kommen. Und das wirft für mich die Frage auf, was ich mit meinen israelischen Flaggen mache, mit denen ich unseren Garten für die Feier am Unabhnägigkeitstag geschmückt hatte.

Flaggen zum Unabhängigkeitstag. Bild: Dov Eilon

Soll ich sie einfach so lassen? Oder würde das als eine politische Aussage interpretiert werden? Könnte man dann denken, dass ich mich den Demonstranten gegen die Justizreform anschließe?

Jetzt wünsche ich Eich einen angenehmen Sonntag und eine gute neue Woche, die auch wir gebrauchen können. Macht es gut. Später gibt es wieder aktuelle Nachrichten. Shalom aus Israel!

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Kategorien:Aktuelles

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1 Antwort

  1. Zum Thema extremer Preisanstieg bei u.a. bei Grundnahrungsmittel / Demonstrationen 2011:
    Leider werden die OBEREN Zehnprozent der Bevölkerung immer Reicher und die unteren Bevölkerungsschichten immer Ärmer – nennt man wohl Kapitalismus (oder Marktwirtschaft).

  2. Lass die Fahnen hängen!
    Bei uns steigen die Preise ja auch ständig für alle möglichen Produkte. Habe gerade leider keine Ahnung, wieviel 6 schekel sind.
    Shalom 😊🙏🏼

  3. Der neue Milchpreis von einem Liter: 7,23 Shekel = 1,81 Euro.
    Im REWE Markt kostet aktuell 1 Liter H-Milch (Ja Produkt / 1,5 Prozent Fett) 1,05 Euro. Das ist wohl so etwa das preiswerteste Produkt. Bei edeka kostet die günstigste H-Milch (3,5 Prozent Fett) 1,15 Euro.

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