Die Gedenktage und der Geburtstag des Landes sind vorbei, es kann sich wieder gestritten werden

Nachdem die Gedenktage und der Unabhängigkeitstag des Staates Israels relativ friedlich vergangen sind, werden ab heute Abend wieder Demonstrationen für und gegen die Justizreform stattfinden.

Hallo, liebe Leser!

Nun ist er schon wieder vorbei, der Unabhängigkeitstag. Wir hatten so lange auf ihn gewartet und uns auch Sorgen darum gemacht, ob der 75. Geburtstag unseres Landes, ja, ausgerechnet der 75. Jahrestag der Gründung des Staates Israel, friedlich verlaufen würde. Noch mehr Sorgen machten wir uns um den Gedenktag an die gefallenen Soldaten und den Opfern des Terrors. Wir hatten Angst, der Streit um die Justizreform könnte uns während dieser für unser Land so wichtigen Tage auseinanderreißen.

Aber wisst Ihr was? Beide Tage sind recht friedlich verlaufen. Am Gedenktag gab es relativ wenig Störungen und der Unabhängigkeitstag verlief eigentlich wie immer.

Für uns bedeutet “wie immer”, dass wir unser Haus voll hatten. Die gesamte Familie meines leider schon vor 29 Jahren verstorbenen Schwiegervaters hat mit uns zusammen den 75. Geburtstag des Staates Israel gefeiert. Und das ist auch der Grund, dass ich erst jetzt diese Zeilen an Euch schreibe.

Ich habe mir am Ende dann doch ein paar Flaggen besorgt, denn die israelische Flagge gehört uns allen, nicht nur den Demonstranten. Bild: Dov Eilon

Heute früh mussten wir bei uns zu Hause erst einmal wieder aufräumen, nachdem wir gestern um die 40 Leute waren. Es ist eine schöne Tradition, den Unabhängigkeitstag gemeinsam zu feiern, das hält die Familie zusammen. Wie sagt man? Zusammen sind wir stark.

Genau das ist es, was unser Land zusammenhalten muss, der Zusammenhalt. Das dürfen wir nie vergessen. Dies wurde auch in einigen Reden von Politikern zum Unabhängigkeitstag gesagt.

Bei uns in Modiin verliefen die Feiern zum Geburtstag des Staates Israel ohne Zwischenfälle. es war wie immer. Es gab mehrere Bühnen in der Stadt, auf denen verschiedene Künstler auftraten. Meine Tochter wollte den Auftritt der Sängerin Shiri Mamon nicht verpassen, auch wenn sie erst gegen 0:15 Uhr auftreten sollte. Am Ende war es fast 1 Uhr als sie endlich die Bühne betrat. Doch niemand der Anwesenden schien das zu stören. Sogar Eltern mit kleineren Kindern waren noch mit dabei. Man feiert eben nur einmal im Jahr den Unabhängigkeitstag.

Modiin feiert den Unabhängigkeitstag. 1:30 Uhr und niemand müde, der Auftritt von Shiri Mamon. Bild: Dov Eilon

Bevor wir nach draußen gingen, sahen wir uns zu Hause im Fernsehen die offizielle Zeremonie zum Unabhängigkeitstag auf dem Herzl Berg an. Für mich ist das immer wieder ein sehr emotioneller Moment. Besonders wenn die Fackeln von auserwählten Personen angezündet werden. Das ist DER Moment der Zeremonie. Schaut doch einfach mal selber:

Als ich Deutschland verließ und nach Israel kam, war das Land gerade erst 40 Jahre alt geworden. Israel galt damals noch als ein sehr junger Staat. Nach zehn Jahren wurde dann der 50. Unabhängigkeitstag gefeiert, an den ich mich noch ganz genau erinnern kann. Es wurden sehr viele Bücher und Bildbänder herausgegeben, von denen ich nicht wenige im Bücherschrank habe. Und jetzt ist Israel schon 75 Jahre alt. Enorm. wie schnell die Zeit vergangen ist.

Es ist schade, dass wir auch heute noch mit denselben Problemen zu kämpfen haben. Und wenn damit nicht genug, haben wir uns jetzt auch untereinander vollkommen zerstritten. Daher verspürte ich vor dem Unabhängigkeitstag nicht diese besondere Atmosphäre, wie ich sie damals zum 50. Geburtstag des Staates Israel empfunden hatte oder auch vor jeden anderen Geburtstag des Landes.

Und wie wird es jetzt weitergehen? Heute Abend soll vor der Knesset in Jerusalem eine große Demonstration für die Justizreform stattfinden. Und dann? Dann wird es am Shabbatausgang ganz sicher wieder Demonstrationen gegen die Reform geben. Denn die Gedenktage und der Unabhängigkeitstag sind vorbei. Jetzt kann sich wieder gestritten werden.

Ich hoffe sehr, dass wir hier bald zu Vernunft kommen werden, denn wir haben sehr viele andere Probleme, die dringend gelöst werden müssen. Dich darüber werde ich ein anderes Mal schreiben.

Ich wünsche Euch einen angenehmen Donnerstag und ein wunderbares Wochenende und schon jetzt einen gesegneten und friedlichen Shabbat. Ich werde mich am Sonntag wieder melden. Bis dahin gibt es wie immer weitere aktuelle Meldungen aus Israel. Macht es gut. Shalom aus Israel!



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