Heute ist es wieder so weit. Am Abend werden wir von der Trauer über die gefallenen Soldaten und den Opfern des Terrors in die Freude über den Geburtstag unseres Landes, dem Staat Israel, übergehen. Werden wir unsere Streitigkeiten beiseitelegen können?
Guten Morgen, liebe Leser!
Gestern, nur wenige Stunden vor Beginn des Gedenktages an die gefallenen Soldaten und den Opfern des Terrors, wurden wir wieder an die Realität erinnert, in der wir leben. Als ich von der Autoattacke in der Nähe des Machane Jehuda Marktes in Jerusalem hörte, war ich gerade mit meiner Familie auf dem Friedhof, um den Todestag meines Schwiegervaters zu begehen, der vor genau 29 Jahren am Abend des Unabhängigkeitstages plötzlich von uns gegangen war. Neben uns waren Soldaten damit beschäftigt, die Gräber von gefallenen Soldaten ausfindig zu machen, um dort eine israelische Flagge und einen Blumenstrauß niederzulegen.

Und mitten im Gebet am Grab meines Schwiegervaters piepste mein Handy mit der Nachricht vom Anschlag in Jerusalem. Zum Glück ist bei diesem Anschlag niemand ums Leben gekommen, allerdings soll der Zustand eines 80 Jahre alten Mannes noch sehr ernst sein.

Wir fuhren mit der Gedenkfeier fort. Es ist schon traurig, dass diese Anschläge ein Teil unseres täglichen Lebens geworden sind. Wir akzeptieren sie als etwas, das ab und zu passiert. Und sehr schnell kehren wir dann in unseren täglichen Alltag zurück.
Nach dem Besuch auf dem Friedhof trafen wir uns dann alle wie immer bei meinem Schwager. Um 20 Uhr ertönten dann die Sirenen zum Beginn des Gedenktags an die gefallenen Soldaten und den Opfern des Terrors. Kurz danach bekam ich ein Video aus Jerusalem zugeschickt.
Ich kenne diesen Ort sehr gut. Als ich noch in Jerusalem gearbeitet habe, bin ich dort jeden Tag vorbeigelaufen. Der Machane Jehuda Markt beginnt dort und in dem großen Gebäude dort befindet sich eine Bäckerei und auch eine Filiale meiner Krankenkasse, wo ich oft einen Arzttermin hatte. Es ist einer der belebtesten Stellen in der Jerusalemer Innenstadt. Ich hoffe sehr, dass sich der Zustand des schwer verletzten Mannes schnell verbessern wird.
Um 11 Uhr werden die Sirenen erneut ertönen, auf den Friedhöfen im ganzen Land und auf dem Herzl Berg in Jerusalem werden dann die offiziellen Gedenkzeremonien beginnen.
Wegen des endlosen Streits um die von der Regierung geplante Justizreform befürchten jetzt viele. dass die Zeremonien dadurch gestört werden könnten. Zum ersten Mal gab es Forderungen, keine Regierungsvertreter zu den Zeremonien zu schicken. Besonders Minister, die selbst nicht in der Armee gedient haben, wurden jetzt plötzlich als ungeeignet angesehen, den Staat bei den Zeremonien des Gedenktages zu vertreten. Bis jetzt war das kein Thema. Es ist schade, dass man nun versucht, diesen für unser Land so wichtigen Gedenktag für den Kampf gegen die Regierung auszunutzen.
Einige Regierungsvertreter haben ihre Teilnahme an den Zeremonien bereits abgesagt, doch Itamar Ben Gvir, der Minister für Nationale Sicherheit, wird heute bei an der Zeremonie in Beer Sheva teilnehmen. Die Organisatoren des Kampfes gegen die Justizreform haben angekündigt, auch zu der Zeremonie in Beer Sheva zu erscheinen und dort zusammen mit den anderen Anwesenden Lieder zu singen, wenn Itamar Ben Gvir seine Rede halten wird. Der Protest sei nicht gegen die Regierung, es gehe nicht um links oder rechts, sondern nur um Itamar Ben Gvir, der nicht in der Armee gedient habe, erklärten die Organisatoren. Außerdem sei er ein Terrorist, der vom Sicherheitsdienst Shin Bet verhört worden war, sagten sie.
Es ist schade, dass wir uns an diesem Tag nicht ausschließlich dem Gedenken an die Gefallenen widmen können.
Heute Abend wird dann die Trauer um die Gefallenen in die Freude über die Gründung des Staates Israel übergehen, Israel feiert heute Abend seinen 75. Geburtstag. Werden wir es schaffen, alle gemeinsam diesen Tag zu feiern? Wir müssen uns zusammenreißen und gemeinsam eine Lösung finden, denn wie ich gestern schon schrieb: Wir haben kein anderes Land!
Ich wünsche Euch einen angenehmen Dienstag. Gedenkt mit uns der Menschen, die für unser Land gefallen sind und freut Euch uns mit uns über den 75. Geburtstag des Staates Israel. Macht es gut, später gibt es weitere aktuelle Nachrichten. Ich werde mich dann am Donnerstag wieder bei Euch melden, denn morgen feiern wir unseren Unabhängigkeitstag. Shalom aus Israel!
Kommentar verfassen