Wir haben kein anderes Land

Das ganze Land wird sich heute Abend in einer Schweigeminute vereint seiner Toten erinnern, die in ihrem Kampf für das Land oder bei Terroranschlägen unserer Feinde ihr Leben verloren haben. Werden wir es schaffen, trotz des Streites, das unser Land seit Wochen erschüttert, gemeinsam den Gedenktag zu begehen und anschließend den 75. Geburtstag unseres Staates zu feiern?

Guten Morgen, liebe Leser!

Heute ist ein besonderer Tag. Es ist einer der bedeutendsten Tage für unser Land. Am Abend werden wir der für Israel gefallenen Soldaten und der durch Terroranschläge getöteten Bürger unseres Landes gedenken. Dafür werden um 20 Uhr Ortszeit im ganzen Land die Sirenen für eine Minute ertönen. Danach beginnt dann die offizielle Zeremonie für den Beginn des Gedenktages. Das ganze Land vereint sich in der Trauer und dem Gedenken an die Gefallenen.

Doch leider ist in diesem Jahr alles anders. Werden wir in der Schweigeminute wirklich vereint sein? Viele sind besorgt über die Möglichkeit, dass der diesjährige Gedenktag und auch der anschließende Unabhängigkeitstag, von dem nicht endenden Streit um die Justizreform geprägt werden wird.

In diesem Jahr stört es einigen, um genauer zu sein, den Gegnern der Regierung, dass Vertreter der Regierung auf den zahlreichen Zeremonien sprechen werden. Es ist eigentlich Tradition, es war immer so und nie hatte sich jemand darüber aufgeregt. Die Forderung wurde jetzt noch deutlicher erklärt. Die Familien der Gefallenen wollen auf den Friedhöfen keine Regierungsvertreter sehen, die nicht in der israelischen Armee gedient haben. Im vergangenen Jahr war das überhaupt kein Thema. Warum also ausgerechnet jetzt?

Es stimmt mich sehr traurig, dass dieser so wichtige Tag für den anhaltenden Streit um die Justizreform ausgenutzt wird. Und das, obwohl Politiker aller Seiten dazu aufgerufen haben, den Gedenktag und die Feiern zum Unabhängigkeitstag des Staates Israels nicht für politische Zwecke auszunutzen.

Nun haben bereits einige Politiker dem Druck nachgegeben und erklärt, auf einen offiziellen Besuch der Militärfriedhöfe zu verzichten. Andere wiederum erklärten, wie geplant an den geplanten Zeremonien teilzunehmen, darunter auch der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir. Er wird den Friedhof in Beer Sheva besuchen und wie geplant an der Zeremonie teilnehmen.

Gestern habe ich die momentane Situation mit einer Familie verglichen, in der sich die Eltern ständig streiten, zum Leid ihrer Kinder. Sie sind nicht einmal in der Lage, diesen Streit wenigstens für einige Stunden beiseitezulegen. Werden sie sich jetzt sogar während ihres Besuches auf dem Friedhof in der Öffentlichkeit und vor ihren Kindern streiten? Das ist der Alptraum eines jeden Kindes. Man kann das sogar als Gewalt innerhalb der Familie vergleichen. Die Eltern benehmen sich egoistisch, denken nur an sich und versuchen weiter, mit Gewalt ihren Willen durchzusetzen. Und diese armen Kinder, die unter ihren streitenden Eltern zu leiden haben, das sind wir, die Bürger. Unsere Eltern sind diejenigen, die sich weiter streiten. Leider sind es nicht nur die Politiker, der Streit hat sich auf große Teile der Bevölkerung ausgebreitet. Ich frage mich, wie lange wir noch unter diesen Streit leiden müssen. Werden wir jemals den Weg zurückfinden und ein vereinigtes Volk sein, dass allen Gefahren von außen standhält?

Ich mache mir große Sorgen um unsere Zukunft. Kann es sein, dass wir erst eine Katastrophe brauchen, um wieder zu uns zu finden? Ich hoffe sehr, dass wir uns heute Abend im letzten Moment daran erinnern werden, dass wir alles ein Volk und wir nur dieses eine Land haben, wie es in dem bekannten Lied “Ein Li Eretz Acheret” (Ich habe kein anderes Land) gesungen wird.

Ich habe kein anderes Land 
(Text: Ehud Manor – Musik: Corinne Allal)

Ich habe kein anderes Land
auch wenn mein Land in Flammen steht
Nur ein Wort auf Hebräisch
durchdringt meine Adern und meine Seele –
Mit einem schmerzenden Körper, mit einem hungrigen Herzen,
Hier ist meine Heimat.

Ich werde nicht schweigen
weil mein Land sein Gesicht verändert hat.

Ich werde nicht aufgeben, es zu erinnern
Und singe in seine Ohren
bis es seine Augen öffnen wird.

Ich habe kein anderes Land
auch wenn mein Land in Flammen steht
Nur ein Wort auf Hebräisch
durchdringt meine Adern und meine Seele –
Mit einem schmerzenden Körper, mit einem hungrigen Herzen,
Hier ist meine Heimat.

Ich werde nicht schweigen, weil mein Land
sein Gesicht verändert hat.
Ich werde nicht aufgeben, es zu erinnern
Und in seine Ohren singen
bis es die Augen öffnen wird.

Ich habe kein anderes Land
bis es seine glorreichen Tage erneuern wird
Bis es die Augen öffnet.

Ich habe kein anderes Land
auch wenn mein Land in Flammen steht
Nur ein Wort auf Hebräisch
durchdringt meine Adern und meine Seele –
Mit einem schmerzenden Körper, mit einem hungrigen Herzen,
Hier ist meine Heimat.

Mit einem schmerzenden Körper, mit einem hungrigen Herzen,
Hier ist mein Zuhause.

Ich hoffe, dass der Gedenktag friedlich verlaufen wird und wir endlich wieder zu uns finden werden. Und dann können wir auch den 75. Geburtstag unseres Landes feiern, wie es sich gehört. Ich wünsche Euch einen angenehmen Montag. Später gibt es wieder aktuelle Nachrichten aus Israel. Ich freue mich, dass Ihr meiner Seite weiterhin treu bleibt. Shalom aus Israel!



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