Hamas setzt auf Saudi-Arabien und gewinnt

Yahya Sinwar, Anführer der Hamas-Terrorgruppe im Gazastreifen, bei einer Demonstration in Gaza-Stadt am letzten Freitag des muslimischen Fastenmonats Ramadan anlässlich des Al-Quds (Jerusalem)-Tags, der von der Islamischen Republik Iran eingeführt wurde, um Israels Souveränität in Jerusalem zu bekämpfen. Gaza, 14. April 2023. Foto von Majdi Fathi/TPS

(Baruch Yedid/TPS) – Die Hamas hat schon vor Jahren auf Saudi-Arabien gesetzt. Nun besucht zum ersten Mal seit Jahren eine Delegation der höchsten Führer der palästinensischen Terrorgruppe Saudi-Arabien, um die Wogen zu glätten.

Die Delegation wird von Ismail Haniyeh, dem obersten Führer, Musa Abu Marzouk und Khaled Mashaal, der die Hamas im Ausland leitet, angeführt. Außerdem nehmen Zahar Jabrin, der stellvertretende Hamas-Führer in Judäa und Samaria, und Khalil al Haya, der stellvertretende Hamas-Führer in Gaza, teil.

Nur der starke Mann im Gazastreifen, Yahye Sinwar, bleibt zurück. Schließlich musste ja jemand bei der “Qud’s Day”-Kundgebung gegen Israel am Freitag in Gaza eine Rede halten.

Die Hamas-Führer werden sich am Sonntag mit saudischen Geheimdienstmitarbeitern treffen. Übergeordnetes Ziel der Gespräche ist die Wiederherstellung der seit 2007 verschlechterten Beziehungen. Damals verstieß die Hamas gegen das “Mekka-Abkommen”, eine Versöhnungsvereinbarung zwischen Fatah und Hamas, die von den Saudis vermittelt wurde, nachdem die Hamas Anfang des Jahres gewaltsam die Kontrolle über den Gazastreifen übernommen hatte.

Die schlechte Stimmung eskalierte 2019, als die Saudis 69 im Königreich tätige Hamas-Funktionäre verhafteten. Dutzende von Bankkonten und andere Vermögenswerte wurden beschlagnahmt, während saudische Zeitungen die Hamas als “Terrororganisation” bezeichneten. Die Gefangenen wurden schließlich nach Jordanien entlassen.

Die sunnitische Hamas wandte sich daraufhin dem schiitischen Iran zu. Die Debatte innerhalb der Hamas über diesen Schritt war bedeutsam, tiefgreifend und schmerzhaft. Die Saudis verlangten von der Hamas, dass sie ihre Loyalität gegenüber dem sunnitischen Islam deutlich macht und sich gegen den Iran stellt.

Doch am Ende wettete die Hamas auf den Iran, ließ die Würfel rollen und gewann.

Der Iran und Saudi-Arabien haben sich untereinander versöhnt. Die Terrorgruppe aus dem Gazastreifen hat ihre Beziehungen zur sunnitischen Welt oder zu den gemäßigten arabischen Ländern nicht beschädigt. Die Hamas-Führer gehören zu den wenigen, die jetzt offen Saudi-Arabien, Iran, Syrien, Katar und Russland besuchen können.

Auch Syrien wird bald auf diese Liste gesetzt. Es wird erwartet, dass die Hamas bald ihre Büros in Damaskus wiedereröffnen wird, nachdem sie jahrelang keinen Kontakt mehr zum syrischen Präsidenten Bashar Assad hatte. Syrien hatte das Hamas-Büro in Damaskus 2012 geschlossen, als sich die Terrorgruppe gegen das brutale Vorgehen Assads während des syrischen Bürgerkriegs stellte.

Jetzt kann die Hamas in der arabischen Arena behaupten, sie sei “nicht Teil einer politischen oder militärischen Achse”, wie sie es seit Jahrzehnten behauptet, während sie gleichzeitig in der iranischen Umlaufbahn bleibt.

An Beweisen für die Zugehörigkeit der Hamas zur “Jerusalem-Achse” mangelt es nicht. Der Raketenbeschuss der Hisbollah vom Libanon aus, die iranischen Veranstaltungen zum “Jerusalem-Tag” am Dienstag, die verschiedenen Reden der Hisbollah, des Iran und der Hamas, die Besuche Haniyehs im Libanon und die Aufstellung von Hamas-Militärkräften im Südlibanon – all dies deutet eindeutig auf eine Zugehörigkeit zur iranischen “Jerusalem-Achse” hin.

Der saudische Kronprinz Muhammad bin Salman ist eine der härtesten Figuren in Riad, was seine Haltung gegenüber der Hamas angeht. In den letzten Jahren hat die Hamas den Kronprinzen (oft mit seinen Initialen MBS bezeichnet) als denjenigen bezeichnet, der die amerikanisch-israelische Politik gegenüber den Palästinensern übernommen hat, und behauptet, dass Saudi-Arabien “sich Israel annähert und die Tore zur Normalisierung öffnet”.

Man darf gespannt sein, wie sich die Beziehungen des Kronprinzen zur Hamas in naher Zukunft gestalten werden, aber so oder so ist die saudische Versöhnung mit den Iranern und nun auch mit der Hamas ein klarer Akt des Trotzes gegenüber den USA und Präsident Joe Biden.

Angesichts des erfolgreichen Vorgehens der Hamas betrachtet die Palästinensische Autonomiebehörde den Besuch in Saudi-Arabien mit Sorge. Vor seinem Abflug nach Saudi-Arabien empfing Ismail Haniyeh am Samstag in Katar Dutzende von Staatsmännern und Vertretern aus arabischen, islamischen und “fremden” Ländern zu einem politischen Treffen. Haniyah versteht sich auf der internationalen Bühne durchaus als Staatsmann und spielt auf dem ganzen Feld.

Nicht umsonst war der Botschafter der Palästinensischen Autonomiebehörde in Katar nicht bei diesem Treffen anwesend, was den Blutdruck von Mahmud Abbas in die Höhe trieb.



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