Die Zeit vor Pessach ist immer sehr anstrengend. Wer keine Lust zu den ganzen Vorbereitungen zu Pessach hat, fliegt ins Ausland. Doch diejenigen, die wie wir im Land bleiben, freuen sich schon auf den Moment, am Festtagstisch zu sitzen und den Auszug in die Freiheit zu feiern.
Hallo liebe Leser!
Ich melde mich heute etwas später als sonst. Schuld daran sind die Vorbereitungen auf das Pessachfest, das am Mittwochabend mit dem Sederabend (hebr. Leil Haseder) beginnen wird. Bis wir alle zusammen mit der ganzen Familie am Festtagsstisch sitzen können, gibt es noch einige Arbeiten zu erledigen. Da man ja in der Pessachwoche nichts Gesäuertes zu sich nehmen darf, muss auch das Haus ganz sauber sein, denn es könnte sich je etwas Gesäuertes in irgendeiner Ecke verstecken. Daher ist die Zeit vor Pessach DIE Zeit für alle möglichen Arbeiten am Haus, die man sonst immer gerne verschoben hat. Jetzt gilt nicht “nach den Feiertagen”, wie man es gerne vor den Hohen Feiertagen zum jüdischen Neujahr praktiziert, sondern man ist im Rennen mit der Zeit, rechtzeitig vor Pessach alles fertig zu haben. Dazu gehören Renovierungen, Reparaturen, das Kaufen von neuem Geschirr und Kochtöpfen, wenn man sich die Arbeit sparen will, diese Dinge “koscher für Pessach” zu machen, und natürlich das Saubermachen des ganzen Hauses, Ihr könnt das auch “Frühlingsputz” nennen.
All diese Dinge, die vor Pessach geschafft werden müssen, sind meiner Meinung nach die Gründe, warum sich gerade in den Pessachferien ein Großteil der Israelis im Ausland befindet. Nicht weniger als zwei Millionen Israelis werden zu Pessach ins Ausland flüchten, um sich nicht von den Arbeiten vor Pessach versklaven zu lassen. Schließlich feiern wir zu Pessach den Auszug aus Ägypten, die Befreiung aus der Sklaverei. Unser Fehler war, dass wir schon vor einem Monat Ferien im Ausland gemacht hatten. Jetzt sitzen wir hier und müssen uns auf die Pessachtage vorbereiten.
Und das ist der Grund, warum ich mich erst jetzt bei Euch melde. Heute früh war ich schon zweimal in einem Supermarkt, um letzte Dinge für das Essen am Pessachabend zu besorgen und jetzt steht unser Haus auf dem Kopf, denn wir haben nur noch zwei Tage Zeit. Am Mittwochabend werden wir dann alle zufrieden und völlig erschöpft am Tisch sitzen und das Ende der Vorbereitungen und der Hausarbeiten und natürlich auch den Auszug der Juden aus Ägypten in die Freiheit feiern.
Es gibt auch andere Methoden, sich vor dem Pessachputz zu drücken. Denn wie Ihr sicher wisst, gehen bei uns die Demonstrationen für und vor allem gegen die Justizreform weiter, trotz der angekündigten Pause der Gesetzgebung und der Gespräche beim Präsidenten.

Ihr seht, trotz der enormen Probleme hier bei uns, haben wir nicht unseren Humor verloren. Was bleibt uns auch anderes übrig. Andere Demonstranten nutzen die Proteste, um endlich einen Partner zu finden.

Auch bei uns in der Straße wurde gestern Abend nach Ende des Shabbats wieder eifrig gegen die Justizreform, also eigentlich gegen die Regierung, demonstriert. Mittlerweile ist klargeworden, dass sich die Proteste nicht nur gegen die Reform in der Justiz, sondern gegen die Regierung, oder noch genauer, gegen Netanjahu richtet.
Ich bin nicht überrascht, dass die Proteste fortgesetzt werden, trotz der vor einer Woche erreichten Pause. Diese Pause war vor allem dafür gedacht, Pessach und die anschließenden Gedenktage und den 75. unabhängigkeitstag Israels in Ruhe zusammen feiern zu können, ohne sich zu streiten. Doch die riesige Kluft zwischen den Seiten scheint immer größer zu werden. Wir befinden uns in einem Streit. Und niemand kann uns helfen, diesen Streit zu schlichten. Das können nur wir alleine, doch wie?
Und jetzt geht bei uns der Kampf gegen die Zeit weiter, um rechtzeitig zu Beginn des Pessachfestes mit allem fertig zu werden. Später gibt es dann wieder aktuelle Meldungen, es ist leider nie langweilig bei uns. Ich wünsche Euch einen angenehmen Sonntag. Macht es gut. Shalom aus Israel!
Ich wünsche euch allen ein ruhiges und besinnliches Pessachfest.
“Nicht weniger als zwei Millionen Israelis werden zu Pessach ins Ausland flüchten, um sich nicht von den Arbeiten vor Pessach versklaven zu lassen. […] Unser Fehler war, dass wir schon vor einem Monat Ferien im Ausland gemacht hatten. Jetzt sitzen wir hier und müssen uns auf die Pessachtage vorbereiten.”
“Nicht weniger als zwei Millionen Israelis werden zu Pessach ins Ausland flüchten, um sich nicht von den Arbeiten vor Pessach versklaven zu lassen. […] Unser Fehler war, dass wir schon vor einem Monat Ferien im Ausland gemacht hatten. Jetzt sitzen wir hier und müssen uns auf die Pessachtage vorbereiten.”
Als religionsfreier Mensch amüsiert mich das doch sehr! Weshalb kann man nicht einfach im Lande bleiben und “sich nicht versklaven lassen”, wenn man sich doch diesen Regeln garnicht unterwerfen will. Gibt es da irgendwelche staatlichen Gesetze? Ich fände es unerträglich, wenn ich den Gebräuchen meiner pietistisch evangelischen, moslemischen, katholischen oder was auch immer Umgebung durch Auslandsreisen entziehen müsste.