In Israel hatte man sich auf eine besonders angespannte und politisch brisante Woche vorbereitet. Doch niemand hatte dabei an Bilder gedacht, wie wir sie heute Nacht gesehen haben. Gedanken zum Montag.
Guten Morgen liebe Leser!
Wir haben eine unruhige Nacht hinter uns. Auch hier bei uns in Modiin konnte ich um 2 Uhr nachts noch die Hupen und lautstarken Rufe für die Demokratie hören. Kurze Zeit nach Bekanntwerden der Entlassung des Verteidigungsministers Gallant durch Ministerpräsident Netanjahu kehrten die Demonstranten in unsere Straße zurück, die sie nur wenige Stunden zuvor nach einer geplanten Demonstration verlassen hatten.
Israel hat eine chaotische Nacht hinter sich. Um die 100000 Menschen sollen sich Berichten zufolge in Tel Aviv versammelt haben. Die Polizei wurde dabei völlig überrascht und war lange Zeit nicht anwesend, während die Demonstranten auf die Ayalon-Schnellstraße gingen und sie für Stunden blockierten.
Der Polizeichef von Tel Aviv, Ami Eshed, war vor einiger Zeit nach einer weiteren Demonstration in Tel Aviv vom Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, entlassen worden. Die Entlassung wurde später jedoch wieder zurückgenommen. Wenn man das Video hier sieht, scheint e so, als habe sich die Polizei auf die Seite der Demonstranten gestellt. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Polizei während der stundenlangen Blockade der Ayalon-Straße nicht anwesend war. Es gab sogat Berichte, in denen gesagt wurde, doe Polizei habe den ort verlassen. Erst in den Morgenstunden wurden die Demonstranten von der Straße geräumt.
Auch vor dem Wohnsitz von Netanjahu in Jerusalem war es alles andere als ruhig. Den Demonstranten war es gelungen bis zu seinem Haus in der Gazastraße vorzudringen. Und auch vor der Knesset versammelten sich tausende von Demonstranten. Die Lage war sehr angespannt. Einige Kommentatoren erinnerten an den Sturm auf das Kapitol in Washington.
Weitere Bilder dieser chaotischen Nacht könnt Ihr auf dem Telegram Kanal von Israel Direkt sehen.
Noch gestern Abend bekam unsere Tochter die Nachricht, dass ihre Hochschule heute einen Streik beginnt. Damit schließe sie sich den anderen Universitäten und Hochschulen an, die sich um die Zukunft unseres Landes und der kommenden Generationen sorgen, hieß es in der Nachricht. Danach meldete sich auch die Gewerkschaft zu Wort und kündigte einen landesweiten Streik an.
Wie es aussieht, hat Netanjahu die ganze Situation total unterschätzt. Vor wenigen Minuten wurde gemeldet, dass er den weiteren Verlauf der Gesetzgebung zur Justizreform stoppen werde. Um halb elf wird er sich in einer Rede an die Nation an die Bürger wenden.
Um 14 Uhr soll es vor der Knesset eine riesige Demonstration geben. Ob diese trotz des Stopps der Fortführung der Gesetzgebung stattfinden wird, ist unbekannt.
Ich verstehe, dass es in dieser chaotischen Situation keine andere Möglichkeit gibt, als eine Auszeit zu nehmen. Dazu hätte man sich schon viel früher entscheiden können. Und genau das war es, weas Verteidigungsminister Galant gefordert hatte, ais Sorge um die Zukunft und Sicherheit unseres Landes. Ob seine Entlassung jetzt, wo Netanjahu seiner Forderung entgegenkommt, vielleicht zurückgenommen wird?
Aber die Ereignisse dieser Nacht zeigen leider auch, dass man mit Gewalt und Anarchie seinen Willen durchsetzen kann. Einer der Anführer der Proteste erklärte heute Nacht, dass das Ziel der Proteste die Absetzung von Netanjahu sei. ich bin mit als gar nicht so sicher, ob sich die Lage jetzt beruhigen wird. Solange Netanjahu Ministerpräsident bleibt, wird es Demonstrationen gegen ihn geben, denke ich.
Und wie wird Yariv Levin auf den Stopp der Fortführung der Gesetzgebung reagieren? Viele Fragen, die Antworten werden wir vielleicht im Laufe des Tages bekommen.
Ich wünsche Euch einen guten und vor allem ruhigen Montag. Macht es gut. Shalom aus Israel!
Kommentar verfassen