Die Gegner der geplanten Justizreform haben für heute den “Tag des Widerstands” ausgerufen. Im ganzen Land sollen Straßen blockiert werden, der Flughafen und unsere Straße sollen Brennpunkte der heutigen Proteste sein. Ich bleibe zu Hause.

Guten Morgen liebe Leser!
Wir haben wieder Donnerstag, das Wochenende ist fast erreicht. Doch bevor wir uns diesmal auf den Shabbat vorbereiten können, müssen wir diesen Donnerstag überstehen. Besonders für unseren Stadtteil hier in Modiin wird es kein einfacher Tag werden. Warum ich so dramatisch bin? Weil die Gegner der Justizreform für heute einen sogenannten “Tag des Widerstands” angekündigt haben. In den letzten Wochen hatten wir schon einen “Tag der Störungen”, dann einen “Tag des Zorns” und heute soll es nun den “Tag des Widerstands” geben. Es wird immer dramatischer. Ich bin gespannt, welche Namen für die nächsten Tage erfunden werden.
Im Fernsehen gibt es heute auf allen Kanälen Sondersendungen mit Live-Übertragungen von den Brennpunkten des “Tag des Widerstands”. Die größte Aufmerksamkeit bekommt momentan der Ben Gurion Flughafen, dort soll es ab 10:30 Uhr Blockierungen der Straßen geben, die die Terminals verbinden. Denn am Mittag soll Ministerpräsident Netanjahu mit seiner Frau Sarah nach Rom fliegen und genau das würden die “Nur-Nicht-Bibi” Demonstranten gerne verhindern. Dabei scheint es ihnen völlig egal zu sein, wenn ihre Mitbürger ihre Flüge verpassen werden. In den Nachrichten wurde gerade berichtet, dass am Flughafen bereits Wasserwerfer aufgestellt wurden, um im Notfall eingreifen zu können.
Wer bis heute nicht viel über unsere noch junge Stadt Modiin-Maccabim-Reut gehört hat, wird die Stadt spätestens heute Abend kennenlernen, denn unsere Straße soll heute einer der Brennpunkte der Protest-Demonstrationen sein. Netterweise hat das populäre israelische Nachrichtenportal sogar die genaue Adresse veröffentlicht. ist das in Ordnung? Mindestens 10000 Menschen sollen sich heute vor dem Haus des Justizministers versammeln, d.h. die Protester werden sich wohl auf der gesamten Straße und wohl auch vor unserer Wohnung versammeln. Ab Mittag werden wir zu Hause bleiben und warten, bis die Demonstranten ihren Dampf abgelassen haben.
Gestern wurde übrigens veröffentlicht, dass die Stadt plant, unsere Straße zu erweitern. Natürlich geht es dabei nicht darum, zukünftigen Demonstranten mehr Platz zu bieten, aber der Zeitpunkt der Meldung ist dennoch etwas amüsant.
והנה בדיוק היום מתפרסם שרוצים להרחיב(!) את שדרות מנחם בגין בעיר. למה זה טוב???
@itay_almog_bar לידיעתך ערים בכל העולם מצמצמות כבישים. איך הופכים את מודיעין להליכתית ועירונית?https://t.co/OxtZdhO5hM— Avi 🚲🥑 (@AviLozowick) March 8, 2023
Die geplante Erweiterung hat einen anderen Grund. Bis vor kurzem sollte auf der anderen Seite der Straße, wo sich die sogenannten “Südlichen Hügel von Modiin” befinden, ein weiterer Stadtteil gebaut werden. Dieser Plan wurde mittlerweile aufgegeben, stattdessen wurde das Gebiet zu einem Nationalpark erklärt, worüber wir uns sehr gefreut haben. Jetzt wissen wir, dass gegenüber unserer Wohnung niemals gebaut werden wird. Es handelt sich dabei um ein wunderbares Stück Natur. Die Straße ist dort nur zweispurig, was viele Autofahrer immer wieder irritiert hat. Nun soll sie also auf vier Spuren erweitert werden. Im Vergleich zu dem ursprünglich geplanten Bau eines ganzen Stadtviertels werden die Bauarbeiten für die Erweiterung der Straße wohl das kleinere Übel sein.
Zurück zum “Tag des Widerstands”. In Jerusalem wurde die “Gazastraße” gesperrt, dort befindet sich der Wohnsitz von Netanjahu.
Ob es den Demonstranten gelingen wird, Netanjahu auf seinem Weg zum Flughafen zu behindern, ist fraglich, da er wahrscheinlich mit einem Hubschrauber bis zum Flugzeug geflogen werden soll. Früh am Morgen hatten sich die protester sogar vor der Wohnung des Piloten versammelt, der das Flugzeug von Netanjahu heute nach Rom fliegen soll. Ob das den Piloten dazu bringen wird, das Flugzeug nicht zu fliegen?
Und jetzt möchte ich noch einmal betonen, dass ich in meinen persönlichen Texten nur meine eigenen Eindrücke der Ereignisse hier bei uns schildere. Was meine Beschwerden über die Demonstrationen betrifft, so geht es mir dabei nur um die Art und Weise, wie demonstriert wird. ich würde mich genauso beschweren, wenn die Demonstranten eingefleischte Likudwähler wären. Demonstrationen dieser Größenordnung haben in privaten Wohngebieten nichts zu suchen. Auch stört mich die Art wie eventuell andersdenkende menschen behandelt werden. Die Situation in unserem and ist nicht gut. Wir dürfen nicht gespalten sein. Daher hoffe ich sehr, dass sich die Seiten irgendwie einigen können. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass wir nur dieses Land haben. In den sozialen Netzwerken lese ich immer werde schlimme Worte. Das Niveau, auf das sich angeblich intelligente Menschen bei dem Streit um die Justizreform herablassen, ist unglaublich. Da werden Politiker persönlich mit Worten niedergemacht, beschimpft, beleidigt. Das geht nicht.
Fast hätte ich es vergessen. Hier noch eine der unwichtigsten Dinge der Welt, für die wir uns dennoch immer wieder begeistern. Der Eurovision Song Contest, bei uns einfach Eurovision genannt. Gestern wurde der israelische Beitrag für den Wettbewerb in Liverpool vorgestellt. Musik ist Geschmackssache. Bei uns in Israel ist jede Sache, die das Land Israel präsentiert, von Bedeutung. Und hier ist das Lied:
In der Hoffnung, dass wir diesen “Tag des Widerstands” einigermaßen gut überstehen werden, wünsche ich Euch einen guten Donnerstag. Später wird es aktuelle Berichte über die heutigen Ereignisse geben. Macht es gut. Shalom aus Israel!
Aktuelle Bilder und Meldungen gibt es im Telegram Kanal von Israel Direkt.
Kategorien:Aktuelles
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