Heute Abend beginnt das Purim-Fest. Doch der Streit um die geplante Justizreform geht munter weiter. Dürfen Piloten der Reserve die Teilnahme an einer Übung verweigern?
Guten Morgen liebe Leser!
Heute früh plante ich, endlich meine Zähne fotografieren zu lassen, als Vorbereitung für meinen nächsten Zahnarzttermin. Ich war dafür extra zu Hause geblieben. Doch als ich dann am Eingang des Zahnfotolabors stand, sah ich nur ein Schild mit einer Purimmaske. Und dann erinnerte ich mich, es sind Purimferien, heute Abend beginnt das Purim-Fest und das Labor hat heute und morgen geschlossen. Da ich keine kleinen Kinder mehr habe, habe ich auch keine Kontrolle mehr über die Schulferien. Allerdings waren heute früh relativ wenig Autos auf den Straßen, wie immer, wenn Schulferien sind. Heute Abend haben wir also Purim.
Als unsere Kinder noch in die Schule gingen, war die Woche vor Purim die anstrengendste Zeit des gesamten Schuljahres, noch anstrengender als der Stress, nach den Sommerferien alle Schulbücher besorgt zu haben. Besonders in den Grundschulen hatte man sich dort in der Woche von Purim besonders darum bemüht, den Eltern das Leben schwer zu machen. Für jeden Tag gab es einen Zettel nach Hause mit Anweisungen, wie das Kind verkleidet werden sollte. Jeder Tag hatte ein bestimmtes Thema. Einmal Pyjama-Party, das war noch relativ einfach für uns, wir schickten die Kinder einfach, wie sie aus dem Bett gestiegen waren (nein, nein, nicht wirklich), an einem anderen Tag sollten die Haare lustig gestylt werden, das war sehr anstrengend, dann sollten Jungs als Mädchen und Mädchen als Jungs in der Klasse erscheinen und an einem weiteren Tag als Fans eines Fußballclubs.
Irgendwann waren unsere Kinder dann größer geworden, sodass wir von dem ganzen Purimwirbel unsere Ruhe hatten. Es gab dann aber noch die offizielle Purimparty vor den Ferien, aber darauf hatten wir uns immer mit viel Spaß vorbereitet. In der Oberstufe hatten wir Eltern dann nichts mehr damit zu tun. Und heute vergesse ich, dass wir Purim haben, ein Zeichen dafür, wie alt wir Eltern geworden sind. Ich wünsche allen ein frohes Purim.
Und nun wird es etwas ernster. Gestern gingen in unseren Medien die Diskussionen um die Justizreform und die Maßnahmen der Gegner weiter. In der aktuellen Diskussion geht es um eine Gruppe von Piloten der israelischen Luftwaffe, die sich weigern, im Rahmen ihres Reservedienstes zu einer Übung zu erscheinen. Darf man im Rahmen eines Protestes gegen die Politik der Regierung so weit gehen, dass man die Sicherheit des Staates in Gefahr bringt? Kann Israel es sich leisten, weniger trainierte Piloten zu haben, besonders im Hinblick auf die iranische Bedrohung? Ich persönlich denke nein. Der Reservedienst in der israelischen Armee darf in keinem Fall verweigert werden. Das geht zu weit, der Antritt zum Reservedienst kann nicht als Druckmittel für das Durchsetzen der eigenen Meinung benutzt werden.
Und bevor ich jetzt wieder kritisiert werde, nicht auf den Inhalt der Justizreform einzugehen, sage ich noch einmal, dass es nicht darum geht. Es geht hier nicht um ein bestimmtes Thema. Auch, wenn die Piloten, die den Dienst verweigern, meine eigene Meinung vertreten würden, wäre ich gegen die Verweigerung des Reservedienstes. Das geht einfach zu weit. Die israelische Armee stützt sich auf die Reservisten. Ohne sie wäre sie viel schwächer. Nicht umsonst wird unsere Armee auch als “Die Armee des Volkes” bezeichnet. Wenn es um die Verteidigung des Landes geht, sollten alle Differenzen vergessen werden. Wir haben nur ein Land.
Gestern wurden im Fernsehen einige Bilder der letzten Demonstration in Tel Aviv gezeigt, es wurde mit einigen der Demonstranten gesprochen. Bei der folgenden Szene verschlug es mir die Sprache.
Die Demonstrantin sagte, dass es schon einmal eine demokratisch gewählte Regierung gegeben habe, die die Demokratie ausnutzte, um zu einer Diktatur zu werden, und auch das Bild von Yariv Levin (unserem Justizminister) erinnere sie an die Bilder der Nazis, er habe blaue Augen.
Mir fehlten die Worte, ich war erschrocken, mit welcher Überzeugung sie diese Worte aus ihrem Mund ließ.
Ich möchte jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass alle Demonstranten so sind, das sind sie natürlich nicht. Ich bin mir sicher, dass sich der größte Teil tatsächlich Sorgen um die Zukunft ihres Landes machen, aber Menschen wie diese Frau im Video und leider noch etliche andere, wie zum Beispiel nicht wenige, die meinen, dass die Wähler Netanjahus dumm seien, tragen nicht unbedingt zur Lösung unserer Probleme bei. Diese Spaltung in unserem Volk ist fürchterlich.
Und jetzt ist erst einmal Purim, vielleicht hilft das fest, uns wieder etwas zusammen zu bringen. Es ist fast Tradition, dass es zu Purim regnet. Gestern hatten wir hier es bei 34 Grad sehr heiß, heute sind die Tempersturen wieder um 15 Grad gefallen und ich kann schon graue Wolken sehen. Ob es morgen, dem offiziellen Purim-Tag tatsächlich wieder regnen wird?
Jetzt wünsche ich Euch einen angenehmen Montag, ich hoffe, nicht zu viele Menschen mit meinen Worten zu verärgern. Ich versuche, Euch die Eindrücke eines hier im Land lebenden Menschen zu vermitteln. Ich beschreibe die Dinge so, wie ich sie mit meinen Augen sehe. Gerne lese ich Eure Kommentare und Meinungen dazu. Später g8bte es wie immer aktuelle Meldungen und Bilder aus Israel. Shalom aus Israel!
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