Eine traurige und angespannte Woche

Die neue Woche beginnt traurig, nachdem gestern auch der bei dem Anschlag vom Freitag lebensgefährlich verletzte achtjährige Junge seinen Verletzungen erlegen war. Er wurde neben seinem Bruder beigesetzt. Die Demonstrationen gegen die neue Regierung gehen weiter.

Guten Morgen liebe Leser!

Es fällt mir schwer, Euch heute einen guten Morgen zu wünschen, wieder gab es am Freitag einen Terroranschlag in Jerusalem und wieder wurden unschuldige Menschen getötet, nur weil sie Juden waren. Zwei Brüder, gerade mal sechs und acht Jahre alt, und ein 20-Jähriger, der erst vor kurzem geheiratet hatte, wurden von einem arabischen Terroristen mit dem Auto überfahren und getötet.

Die Brüder Asher Paley und Yaakov Paley, nur sechs und acht Jahre alt. Der verletzte Vater konnte der Beerdigung seiner Söhne nicht beiwohnen.
Wäre in einem Monat 20 Jahre alt geworden, Alter Shlomo Lederman, er wurde vor den Augen seiner Frau getötet.

Den Ort des Anschlages kenne ich sehr gut. Ich bin dort fast immer auf meinem Weg von Jerusalem nach Modiin vorbeigefahren, wenn ich die Straße 443 benutzt habe. Dabei fährt man durch den Stadtteil Ramot in Richtung Givat Zeev vorbei am Grab des Propheten Samuel.

Und nun wird uns dieser Ort an einen weiteren grausamen Anschlag erinnern. Leider haben wir viel zu viele Orte im Land, die uns an vergangene Terroranschläge erinnern. Besonders in Jerusalem kann man an vielen Stellen in der Stadt Erinnerungstafeln sehen, auf denen das Datum und die Namen der Oper der Anschläge stehen.

Der Terrorist war ein israelischer Staatsbürger aus dem Dorf Issawiya, das sich gleich hinter dem Stadtteil French Hill befindet, direkt unter dem Hadassa Krankenhaus am Scopusberg und der Hebräischen Universität, und gilt als Stadtteil Jerusalems, steht also unter der Verwaltung der Stadt. Als ich zurzeit des zweiten Golfkriegs einen dreiwöchigen Reservedienst bei der Armee machte, war es meine Aufgabe, Gasschutzmasken an die Bürger von Issawiya zu verteilen. Wie war das noch mit der Beschuldigung, Israel sei ein Apartheidstaat?

In den deutschen Medien sieht man die Dinge etwas anders. Natürlich wurde auch dort über den Anschlag in Jerusalem berichtet, aber wie so oft eben etwas anders. Den deutschen Medien zufolge fand der Anschlag in einer “israelischen Siedlung” in “Ost-Jerusalem” statt, so auch dem Bericht der Tagesschau zufolge.

In Jerusalem hat es erneut einen Anschlag gegeben. Ein Auto fuhr an einer Bushaltestelle in eine Menschengruppe. Zwei Menschen starben. Die Netanyahu-Regierung kündigte umgehend verschärfte Maßnahmen an.

Die Tat ereignete sich unmittelbar vor Beginn des Sabbat, des jüdischen Ruhetages. Die israelischen Siedlung Ramon liegt im Norden von Jerusalem auf besetztem Gebiet. Den Berichten zufolge fuhr der mutmaßliche Attentäter mit hoher Geschwindigkeit in eine Gruppe von Menschen, die an einer Bushaltestelle standen.

Habt Ihr es kapiert? Viele Leser, die nicht sonderlich über die Situation in Israel informiert sind, könnten beim Lesen dieser Meldung meinen, dass das der Grund des Anschlags sei. “Achso, der Anschlag fand in einer israelischen Siedlung statt, ja dann verstehe ich das, was haben die Israelis auch dort zu suchen, ist doch klar, dass die Palästinenser sich wehren….”. So könnte der Gedankengang eines Lesers sein. Dazu der Fehler bei der Erwähnung des Namens des Stadtteils, auch das zeigt, wie wenig man sich mit der Situation in Israel beschäftigt.

Ok, ich bin nicht naiv und mir ist klar, dass die Welt die Dinge etwas anders sieht als wir. Für die internationale Gemeinschaft gilt alles, was sich jenseits der berühmten grünen Linie befindet, also die Gebiete, über die Israel im Sechstagekrieg die Kontrolle übernommen hat, als illegale besetzte Gebiete. Dazu gehört nicht nur der Statteil Ramot, sondern noch viele andere Stadtteile, darunter Neve Jaakov, dort wurden bei einem Anschlag vor zwei Wochen sieben Menschen getötet, Pisgat Zeev, wo ich 20 Jahre lang gewohnt hatte, ich war also auch ein Siedler, der French Hill und auch Ramat Eshkol. Alle diese Stadtteile befinden sich im Nordosten der Stadt.

In den letzten zwei Wochen wurden bei drei Anschlägen in Jerusalem neun Menschen getötet.

Der Anschlag vom Freitag hat die “Nur-Nicht-Bibi” – Leute nicht davon abgehalten, ihre traditionellen Proteste gegen die neue Regierung und die geplante Justizreform fortzusetzen. Auch in unserer Straße in Modiin wurde gestern Abend wieder demonstriert. Dabei wurde völlig frei auf den Bürgersteigen vor unseren Häusern geparkt. Die Demonstranten kamen mit israelischen Flaggen, was mich irgendwie an einige Fußballspiele der israelischen Nationalmannschaft erinnerte, bei denen ich war. Auf dem Weg zum Stadion gab es genau diese Atmosphäre. Beim Blick aus meinem Garten fiel es mir schwer, nicht zu fragen, wer heute gegen wen spielt. Wirklich. Es war eine regelrechte Volksfeststimmung. Vielleicht ist auch das einer der Gründer, warum so viele Menschen mit Begeisterung mit dabei sind, um dann etwas Dampf abzulassen und unseren Nachbarn, den Justizminister Yariv Levin. mit unschönen Parolen persönlich zu beleidigen. Ich sage es noch einmal, ich habe nichts gegen Demonstrationen gegen die Politik der Regierung. Jeder Bürger hat das Recht auf seine freie Meinungsäußerung, das ist das Herz der Demokratie. Aber ich bin gegen persönliche Beleidigungen und aggressives Verhalten gegenüber Andersdenkende.

Gestern Abend in unserer Straße, Blick von unserer Wohnung aus. Volksfeststimmung.

Und jetzt wünsche ich Euch und uns eine gute neue Woche. Ich habe keine Ahnung, wie sich diese Woche entwickeln wird angesichts der angespannten Lage nicht nur zwischen Israel und den Terrorgruppen, sondern leider auch innerhalb der Bevölkerung. Es ist schade, dass wir immer erst eine große Krise brauchen, um wieder zueinander zu finden. Denn vereint ist man immer stärker. In diesem Sinne wünsche ich Euch einen wunderbaren Tag. Macht es gut. Shalom aus Israel!



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1 Antwort

  1. Das ist alles sehr deprimierend.
    Letzte Woche las ich das Buch des jüdischen Schriftstellers Robert Neumann: An den Wassern von Babylon. Erscheinungsjahr 1939.
    Handlung:
    Im Jahre 1938 nähert sich der Grenze des Protektorats Palästina ein Omnibus. Seine Passagiere Juden aus allen Teilen der Welt, Verfolgte und Gescheiterte, die das gelobte Land der Väter zu erreichen versuchen und dort ein Leben in Anerkennung und Würde aufzubauen. Ihre letzte Hoffnung.
    Wie sieht es 85 Jahre später aus?
    Auch in ihrer Heimat lässt man ihnen keinen Frieden und niemand (Deutschland / USA / Russland / … ) hilft ihnen.

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