Gestern Abend war bei uns so richtig was los, als die “Nur-Nicht-Bibi” – Leute in Scharen kamen, um gegen die Justizreform, gegen den Justizminister, gegen die neue Regierung und für den Erhalt der Demokratie zu kämpfen, des es ihnen ermöglicht, unsere Straße zu blockieren.

Guten Morgen liebe Leser!
Ich begrüße Euch zu einer neuen Woche. Möge sie eine gute und vor allem ruhige und friedliche Woche werden. Während unser Wochenende relativ ruhig und sehr friedlich war, gab es nach Shabbatausgang wieder Action in unserer Straße. Trotz des strömenden Regens kamen dieses Mal besonders viele Menschen, um gegen die Justizreform unseres Justizministers und Nachbarn Yariv Levin zu protestieren.
Sie parkten ihre Autos, wo immer ein freier Platz war, ganz egal, ob erlaubt oder nicht, und blockierten einen Teil unserer Straße. Und dann ging es los.
Ich muss mich immer wieder wundern, wie sehr sich diese Menschen von den Parolen leiten lassen. Dabei ist es doch gerade Demokratie, die diesen Protest überhaupt ermöglicht. Die Demonstranten sind der Meinung, dass die demokratisch gewählte Regierung nicht rechtmäßig ist. “Schlechte Verlierer”, denke ich manchmal. Waren es doch gerade diese Leute, die den rechten Block um Netanjahu vor den Wahlen aufgefordert hatte, das Wahlergebnis zu akzeptieren. Es mag sein, dass ich nicht über alle Einzelheiten der Reform informiert bin, aber es fällt mir sehr schwer zu glauben, dass Netanjahu und seine Regierung, so rechts sie auch sein mag, dem Staat Israel schaden will.
Heute wurde in den Nachrichten im Radio von einem Umfrageergebnis berichtet, wonach nur etwa 16 Prozent der Israelis die geplante Reform völlig ablehnen.
Auch die Aggressivität in den Reden einiger der “Nur-Nicht-Bibi” -Demonstranten geht meiner Meinung nach oft zu weit. Heute früh macht ein Post eines ehemaligen Luftwaffenpiloten Schlagzeilen, in dem stand, dass, wenn ein Ministerpräsident so weit gehen würde und diktatorische Macht an sich reißen würde, wäre diese “ein Sohn des Todes” .
So etwas geht natürlich viel zu weit. Der Post wurde später wieder gelöscht, doch die Polizei hat bereits mit der Fahndung begonnen. Der Ex-Pilot, einer der führenden Personen der Anti-Bibi-Demos in der Balfourstraße, erklärte, der originale Post sei nicht von ihm, er hätte ihn nur geteilt. Auf die Frage, ob er sich mit dem Inhalt des Posts identifiziere, meinte er “um Gottes Willen, nein”. Mir bleibt da nur die Frage: Warum hat er ihn dann veröffentlicht?
Am Ende wurde es dann etwas friedlicher in unserer Straße und wir bekamen eine musikalische Einlage:
Schönes Lied, oder? Absolut. “Rak Biglal HaRuach“, deutsch: Nur wegen des Windes”, ein Lied, das von dem beliebten israelischen Sänger Shlomi Shabbat gesungen wird, es wurde von seiner Schwester Leah Shabbat, ebenfalls eine bekannte Sängerin, geschrieben, die mit diesem Lied auch sehr oft aufgetreten war. Es gibt eigentlich kaum einen Israeli, der dieses Lied nicht kennt.
Ich bin neugierig, wie es weitergehen wird. Die Demonstrationen am Wochenende werden fortgesetzt und wahrscheinlich immer größer werden. Die Gegner Netanjahus werden sich nicht damit abfinden, dass er die Wahlen gewonnen hat.
Und als wenn wir nicht schon genug Probleme hätten, streiken heute auch die Lehrer der Gymnasien. Und in diesem Fall stehe ich voll dahinter. Ein neuer Lehrer verdient momentan nur 8000 Shekel brutto. Davon kann man leider nicht leben. Die Lehrergewerkschaft fordert ein Anfangsgehalt von 12000 Shekeln. Eine absolut berechtigte Forderung. Es fehlen viele Lehrer in unserem Bildungssystem. Doch bei einem Gehalt wie diesem kann man nicht erwarten, dass irgendjemand bereit ist, Lehrer zu werden. Dabei ist das ein sehr wichtiger Beruf. Die Bildung unserer Kinder ist wichtig für die Zukunft unseres Landes. Die Kinder sind unsere Zukunft, es ist wichtig, in die Bildung der Kinder zu investieren.
Später wird es wieder aktuelle Nachrichten geben. Ich freue mich, dass ihr es auf diese Seite gefunden habt und wünsche Eich jetzt erst einmal einen angenehmen Sonntag und eine gute neue Woche. Shalom aus Israel!
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Das ist unser Untergang – das wir grundsätzlich allem und jedem misstrauen.