Das nicht leichte Studentenleben in Israel, nichtjüdische Neueinwanderer und ein neuer Chef der israelischen Armee, das sind nur ein Teil der Themen, die mich heute früh beschäftigen.
Guten Morgen liebe Leser!

Ich begrüße Euch zum Montag, auch bei Euch beginnt jetzt die neue Woche. Ich bin heute schon etwas früher am Bahnhof angekommen und sitze schon seit einiger Zeit im Zug, der sich langsam mit Menschen füllt. Eine Studentin arbeitet an ihrem Laptop, ein junges Paar unterhält doch nett, neben mit betet ein religiöser Jude mit Talit und Gebetsriemen, für viele von Euch wäre das sicher ein merkwürdiger Anblick, hier bei uns ist das eigentlich ganz normal, besonders früh am Morgen. Nicht alle schaffen es, das Morgengebet zu Hause zu beenden und sich dann gleichzeitig auf den neuen Arbeitstag vorzubereiten. Es ist relativ still im Zug, viele Menschen sind wohl zu müde, um sich zu unterhalten.
Meine Tochter ist heute nicht wie sonst am Montag zusammen mit mir aus dem Haus gegangen, auch für sie war es diesmal zu früh. Sie arbeitet jetzt viel zu Hause, um ihre Arbeiten pünktlich bis zum Ende des Semesters abzuliefern. Ja, es ist kaum zu glauben, das Semester ist schon bald wieder beendet. Das ist wohl der Grund warum viele von uns die Studenten beneiden. So sagt man bei uns zu jemanden, der spät aufsteht und wenig Arbeit, dass er ein Studentenleben führen würde. Das ist eine total falsche Einschätzung. Ich sehe es an unserer Tochter, wie schwer das Leben eines Studenten ist, besonders hier in Israel.
Aber auch das Leben der Eltern eines Studenten oder einer Studentin ist alles andere als einfach. Damit meine ich nicht nur, dass wir die hohen Studiengebühren zahlen müssen, wir Eltern geben unseren studierenden Kindern auch die moralische Unterstützung für ihr Studium. Ich erlebe den ganzen Stress seitens der Lehrer zusammen mit meiner Tochter, ich beotge ihr die Sachen, die sie für ihre Arbeiten benötigt. Unsere Tochter studiert Textil Design, Ihr könnt Euch vorstellen, wie es bei uns zu Hause aussieht. Unsere Wohnung hat sich zu einem Design Studio verwandelt. Überall liegen Stoffe, Farben, Scheren, Nadeln und viele andere Dinge herum. Oft haben wir nicht einmal mehr Platz, um am Tisch zu essen. Wenn es nicht kalt ist, gehe ich dann einfach in den Garten, wenn der Tisch dort noch frei ist.
So, jetzt bin ich, wie so oft, wieder weit von dem abgewichen, über was ich eigentlich etwas schreiben wollte. Gestern las ich in der Zeitung, die ich jeden Morgen nett von unserem Zeitungsmann vor dem Bahnhof bekomme, dass im letzten Jahr 77000 Neueinwanderer nach Israel gekommen sind. Eine beeindruckende Zahl, mit einem Haken. Das Amt für Statistik veröffentlichte gestern die Zahlen und merkte an, dass 60 Prozent der Neueinwanderer keine Juden seien. Überraschend, oder?
Nicht jeder, der das Recht zur Einwanderung nach Israel hat, ist dem jüdischen Gesetzen zufolge ein Jude. Das israelische Rückkehr-Gesetz ermöglicht es auch Menschen, die eine jüdische Großmutter oder einen jüdischen Großvater väterlicherseits haben, nach Israel einzuwandern. Man entschloss sich dazu, weil im Deutschland zur Zeit der Nazis auch diese Menschen als Juden angesehen und verfolgt wurden. Ich finde es daher völlig in Ordnung, dass auch sie einwandeen dürfen, denn sie sind Teil des jüdischen Volkes, auch wenn sie nach der Halacja, dem jüdischen Gesetz, eben keine Juden sind, also keine jüdische Mutter haben. Dieses Thema kommt immer wieder in die Schlagzeilen, wie auch jetzt wieder bei den Verhandlungen zur Regierungsbildung. Die religiösen Parteien würden das Rückkehr-Gesetz gerne ändern, so dass nur noch “echte” Juden nach Israel einwandeen dürften. Ich persönlich würde das Gesetz so lassen, wie es ist. Das Thema Staat und Religion ist leider immer ein heikles Thema, besonders in Israel.
Und jetzt noch kurz etwas anderes. Heute bekommen wir einen neuen Generalstabschef der israelischen Armee. Herzi HaLevi wird den aus dem Dienst scheidenden Aviv Kochavi ablösen. In der Regel wird der Generalstabschef alle vier Jahre gewechselt.
Herzi HaLevi wird sich mit viele Problemen auseinandersetzen müssen, auf der einen Seite die Bedrohung aus dem Iran, auf der anderen Seite die langsam zerbröselnde Palästinensische Autonomiebehörde und der arabische Terror. Dazu hat er es jetzt auch erstmals mit zwei Ministern zu tun. Zum einen Verteidigungsminister Gallant, aber jetzt auch den “Minister im Büro des Verteidigungsministeriums”, Bezalel Smotrich, der auch Finanzminister ist. Während der komplizierten Koalitionsverhandlungen mussten einige neue Ministerposten geschaffen werden, das neue Amt von Smotrich ist eines davon.
Und wenn ich jetzt nicht meine Station verpassen will, muss ich mich nun schnell von Euch verabschieden. Auch, wenn ich noch viele Dinge erzählen könnte. Heute Abend gibt es dann weitere Berichte aus Israel. Ich wünsche Euch einen wunderbaren Montag. Macht es gut. Shalom aus Israel!
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