Das Fliegen ins Ausland ist eine einfache Sache geworden, wenn wir nicht dieses Problem mit der Bestellung eines neuen Reisepasses hätten.
Guten Morgen liebe Leser!

Wir Israelis fliegen gerne ins Ausland und seit Ende von Corona erst recht. Ein gutes Beispiel dafür ist unserer jüngster Sohn, der jetzt schon zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres nach Europa geflogen ist. Nach Madrid im Sommer spaziert er jetzt durch die Straßen von London, wo er etwas von der besonderen Weihnachts- und Neujahrsstimmung einfangen will.

Das Fliegen ist heutzutage zu einer einfachen Sache geworden, solange man einen gültigen Reisepass hat, hat man ihn nicht, gibt es ein Problem, ein sehr grosses sogar.
Der Pass meines Sohnes ist noch bis Oktober gültig, also jetzt noch mehr als die verlangten sechs Monate. Aber wenn er mit seiner Fliegerei so weitermachen möchte, wie bisher, muss er sich nach seiner Rückkehr aus London sofort um eine Verlängerung seines Reisepasses kümmern. Das klingt eigentlich recht einfach, nicht? Auch scheint genug Zeit zu sein, sich um die Verlängerung des Passes zu kümmern.
Zunächst geht alles sehr einfach , denn schließlich ist Israel eine moderne High Tech und Startup-Nation, wie wir uns immer wieder rühmen. Es genügt ein Besuch auf der Internetseite des israelischen Innenministeriums. Dort klicken wir auf die Möglichkeit der Verlängerung des Reisepasses, tragen unsere Daten ein, bezahlen eine etwas niedrigere Gebühr, als Belohnung dafür, dass wir das Internet benutzt haben, bekommen eine Zahlungsbestätigung zusammen mit dem von uns ausgefüllten Formular und fertig, toll, oder?

Jetzt müssen wir uns nur noch einen Termin beim Passamt besorgen. Und genau da beginnt unser Problem. Hier bei uns in Modiin habe ich bis zum Juli 2025 keinen freien Termin entdecken können. Ja, Ihr lest richtig, Juli 2025!
Natürlich gibt es in jeder grösseren Stadt ein Passamt, so war ich zunächst optimistisch, schlimmstenfalls etwas weiter wegfahren zu müssen, um mit meinem Sohn seinen Pass zu verlängern. Doch ich irrte mich. Sogar in den weit von uns entfernten Städten Afula und Naharia im Norden gelang es mir nicht, einen Termin zu bekommen. Auch nicht in Bet Shemesh oder Bet El, der Siedlung, wo mein Sohn seine Armeezeit verbracht hatte. Ich war erstaunt.
Am Wochenende kam unser ältester Sohn aus Tel Aviv zu Besuch. Ich erzählte ihm von meinen vergeblichen Bemühungen, einen Termin beim Passamt zu ergattern. Er erzählte mir dann, dass auch er Probleme damit hatte, als er einen Pass beantragen wollte. Schließlich hätte er dann einen Termin in Modiin Illit bekommen.
Modiin Illit! Wieso habe ich nicht selbst daran gedacht? Modiin Illit ist die größte jüdisch orthodoxe Stadt in Judäa und Samaria und gerade mal 10 Autominuten von uns entfernt. Schnell griff ich zu meinem Handy, um mein Glück zu versuchen. Und siehe da, ich sah einen freien Termin, Ende Juni 2023, also noch in diesem Jahr! Schnell bestellte gleich zwei Termine, denn ich erinnerte mich, dass mein Personalausweis Ende das Jahres ausläuft. Ich war plötzlich der glücklichste Mensch aller Zeiten. Zurzeit gibt es nichts schöneres, als stolzer Besitzer eines Termins beim Passamt zu haben. Sofort schrieb ich meinem Sohn in London, dass er sich keine Sorgen mehr um seinen Pass machen muss. Allerdings wurde im klar, dass er ab April, sechs Monate vor Ablauf seines Passes, erst einmal nicht fliegen kann. Aber das ist jetzt auch egal.
Gestern übernahm Arie Deri wieder das Amt des Innenministers, das er auch vor etwa anderthalb Jahren innehatte. Überhaupt war er die meiste Zeit, seit ich in Israel lebe, der Innenminister. Er war damals der jüngste Innenminister, den Israel jemals hatte.
Als eine seiner ersten Aufgaben, so sagte Deri, werde er sich darum kümmern, dass die Bürger einen besseren Service bekommen werden. Es sollten so viele Dinge wie möglich digitalisiert werden, damit meinte er auch die Ausstellungen von Ausweisen und Reisepässen.
Dann hoffe ich, daß ich meinen Pass im nächsten Jahr wieder problemlos hier bei mir in Modiin verlängern lassen kann.
Übrigens ist diese Sache mit dem deutschen Pass nicht einfacher. Seit Monaten versuche ich, einen Termin bei der Botschaft zu bekommen, vergebens.
Und auch früher, vor dem Zeitalter des Internets, war es nicht einfach, einen Pass zu beantragen oder zu verlängern. Für so etwas mussten wir uns damals einen ganzen Tag freinehmen. Ich erinnere mich noch zu gut an meine Zeit in Jerusalem, als ich mich schon morgens um 6 Uhr auf dem Weg zum Passamt machte, um mich rechtzeitig auf die Warteliste für den Eingang uns Gebäude eintragen zu können. Die Warteliste war ein einfacher Zettel, der an die Eingangstür zum Amt geklebt war. Danach musste man dann die Treppen nach oben rennen, um sich am Empfang zu registrieren und einen Nummer zu bekommen. Danach hatte man dann für einige Stunden seine Ruhe. Naja.
In zwei Tagen wird unser Sohn aus London zurückkehren, heute trifft er sich mit seinen Cousins und meiner Schwester. Ich gebe zu, etwas neidisch zu sein, aber ich freue mich für die Erlebnisse meines Sohnes. Vielleicht werden wir seinen noch gültigen Pass nutzen, um gemeinsam in diesem Winter irgendwohin hinzufliegem, es ist ja so einfach, bis auf die Sache mit dem Pass.
Und jetzt bin ich schon fast wieder an meinem Bahnhof abgekommen. Gleich muss ich aussteigen, ein neuer Tag beginnt. Ich wünsche Euch noch einmal ein gutes neues Jahr. Macht es gut. Shalom aus Israel!
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