Guten Morgen liebe Leser!

Auch heute früh schreibe ich Euch nicht aus dem Zug. Stattdessen sitze ich am Bahnsteig der zweiten Station von Modiin, Paatei Modiin. Kaum war ich am Bahnhof angekommen lam die Nachricht, dass der Zug in Richtung Tel Aviv um 7:48 nicht fahren wird. Gleichzeitig wurde uns geraten, den nächsten Zug in Richtung Jerusalem zu nehmen und dann an der nächsten Station, die, wo ich jetzt bin, den Zug nach Tel Aviv zu nehmen. Klingt ok, kann passieren. So fuhr ich mit vielen anderen zusammen zur nächsten Station, ging auf den Bahnsteig, von wo der Zug nach Tel Aviv abfahren sollte und dann, dann passierte es.

Wieder kam eine Meldung aus dem Lautsprecher, der geplante Zug nach Tel Aviv sei abgesagt, der nächste Zug würde dann in einer halben Stunde fahren.
Und nun sitze ich hier, zusammen mit hunderten Mitfahrern, gestrandet am Bahnhof Paatei Modiin, ohne die Möglichkeit zu haben, einen Bus zu nehmen. Wäre ich nicht in den Zug Richtung Jerusalem eingestiegen, hätte ich jetzt schon im Bus nach Tel Aviv sitzen können.
Ich fühlte mich zu Beginn etwas reingelegt, als hätte man uns in die Falle gelockt, damit wir nicht auf den Bus ausweichen können. Aber ich denke mal, dass niemand diese Panner vorhersehen konnte. Auch weiss hier keiner, was der Grund für diese Panner ist. Jedenfalls sind momentan alle Züge zum Hauptbahnhof Modiin abgesagt. Später werden wir wissen, warum.
Leider passieren bei der Israelischen Bahn immer wieder Pannen wie diese, Man kann sich noch so richtig sicher sein, ob der Zug kommt oder nicht. Aber ehrlich gesagt ist die Situation mit den Bussen eigentlich noch viel schlimmer. Und das wiederum ist wohl der Grund, warum so viele Israel noch immer die dicken Verkehrstaus in Kauf nehmen und mit dem Auto zur Arbeit fahren.
Auch ein anderer Zug hat seinen Bahnhof noch nicht erreicht, der Zug der neuen Regierungskoalition. Auch dort gibt es eine Panne nach der anderen. Jeder stellt sich zurzeit noch Quer und besteht darauf, auf seinem Bahnsteig zu bleiben, anstatt zusammen von einem Gleis abzufahren.
Smotrich ist nicht bereit, auf den Posten des Verteidigungsministers oder Finanzministers zu verzichten. Er fühlt sich nach seinem guten Wahlergebnis stark genug, um Netanjahu weiter herauszufordern und schwitzen zu lassen. Wer zuckt zuerst? Wer gibt nach? Smotrich glaubt, die Oberhand zu haben, denn ohne ihn gibt es keine Koalition.
Das erinnert mich irgendwie an die ersten Wahlen im April 2019, als eigentlich alles im Fach war, bis Lieberman dann den Starken spielte und Forderungen stellte, um Teil der Regierung zu werden. Der Rest ist Geschichte. Ich hoffe sehr, dass alle Beteiligten diesmal klüger sein werden und am Ende den Zug nicht auf dem Bahnhof lassen werden.
So, ich sitze noch immer auf der Bank am Bahnsteig in der Hoffnung, dass der nächste Zug auch wirklich fahren wird. Ich wünsche Euch einen tollen Montag. Shalom aus Modiin!
Lieber Dov,
Was Du beschreibst, erinnert mich sehr an das, was hier in Deutschland bei der DB, also der deutschen Bahn passiert.
Reisen ist wirklich ein Abenteuer geworden, da man eben nicht sicher sein kann, wieviel Minuten der Zug Verspätung hat. Wenn er überhaupt kommt!
Da ich als Schwerbehinderter aber auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bin, reduziere ich Zugfahrten auf das absolut notwendige Minimum.
Und reise lieber geistig. Mit Büchern über Israel und auch auf Hebräisch gelingt das durchaus gut. Nur קשרים עם ישראלים habe ich (noch) keine.
Viele Grüße aus גרמניה,
Jens/יוחנן
Jetzt hast Du ja
! קשרים עם ישראלים
(Verbindungen zu Israelis)
Alles Gute,
Dov