Seit Mittwoch haben Netanjahu und Smotrich nicht mehr miteinander gesprochen. Das Pokerspiel um die begehrten Ministerposten hat begonnen.

Gestern (Sonntag) haben die Verhandlungen für die neue Regierungskoalition offiziell begonnen, nachdem Benjamin Netanjahu vom israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog das Mandat zur Bildung der nächsten Regierung bekommen hatte.
Mit einer Mehrheit von 64 Mandaten im Block scheint es für Netanjahu ein Kinderspiel zu sein, die neue Regierung auf die Beine zu stellen. Doch dieses Kinderspiel hat sich schnell in eine ernste Pokerrunde verwandelt, wo es gilt, die Nerven zu bewahren und die Karten dicht an der Brust zu halten. Denn das Angebot der besonders begehrten Ministerposten ist begrenzt. Bei der Verteilung muss mit viel Taktik vorgegangen werden, um alle Koalitionspartner zufriedenzustellen. Gleichzeitig miss sich Netanjahu auch darum bemühen, seine Parteifreunde des Likuds bei Laune zu halten, denn auch sie wollen einen bedeutenden Ministerposten und sich nicht mit dem Rest, was nach der Verteilung der Posten übrigbleibt, abfinden.
Netanjahu sieht in Arie Deri von der Shas Partei seinen wichtigsten Partner, auch wenn dieser etwas weniger Sitze in der Knesset bekommen hat als der religiöse Zionismus mit Smotrich und Ben Gvir. Netanjahu und Deri sind seit vielen Jahren enge Partner in der Regierung. Daher darf sich Deri als erste für einen Ministerposten entscheiden, was von Smotrich wohl kaum mit Begeisterung angenommen wurde. Deri neigt nun dazu, das Amt des Finanzministers zu übernehmen, das auch von Smotrich ins Visier genommen worden war. Wenn es aber vergeben sein sollte, käme für Smotrich, wie schon gestern erwähnt, nur noch das Verteidigungsministerium infrage. Und das würde vielen nicht wenig Kopfschmerzen bereiten.
Beim Likud ist man alles andere als begeistert, hätte man dort mit Yoav Galant doch einen ehemaligen General der IDF als geeigneten Kandidaten für das Amt des Verteidigungsministers. Wer wird das Schweigen als erster brechen?
Daher herrscht seit Mittwoch Funkstille zwischen Netanjahu und Smotrich. Netanjahu scheint abwarten zu wollen, bis Smotrich vielleicht doch eine Kehrwende macht und sich für das Amt des Justizministers entscheidet. Wie auch immer, er wird auf jeden Fall einen der wichtigen Ministerposten bekommen. Am Ende könnte Smotrich das Pokerspiel auch gewinnen, denn ohne seine Partei gibt es keine neue Regierung.
Eine neue Regierung wird es in dieser Woche wohl kaum geben. Viele Fragen sind offen. Wer wird das Schweigen als erster brechen?
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