Guten Morgen liebe Leser!

Es ist so weit! Die Wahllokale sind vor einer halben Stunde geöffnet worden, wir dürfen wieder wählen. Der Tag der Wahlen zur Knesset war für mich immer ein ganz besonderer Tag. Ich schreibe “war”, weil es eben heute kein besonderer Tag mehr ist. Denn wir haben ihn ja seit April 2019 mindestens einmal im Jahr. 2019 durften wir sogar zweimal wählen gehen. Damals hatte ich mich noch für meinen jüngsten Sohn gefreut, denn er hatte die ersten Wahlen am 9. April ganz knapp verpasst, erst sechs Tage später feierte er seinen 18. Geburtstag. Aber dann durfte er nur fünf Monate später, am 17. September, ja doch zum ersten Mal seine Stimme abgeben.
Dem Wahlergebnis hat das damals nicht viel geholfen. Am 2. März 2020 mussten wir dann nochmal wählen gehen, aber zu der Zeit waren wir schon nicht mehr so optimistisch. Es war uns klar, dass die Regierung mit Benjamin Netanjahu und Benny Gantz nicht halten würde. Und so konnten wir dann am 23. März schon wieder unsere Stimme abgeben. Danach wurde die sogenannte “Regierung der Veränderung” gebildet, mit Naftali Bennett als Ministerpräsident, obwohl seine Jamina Partei gerade mal 8 Sitze bekommen hatte. Nicht weniger als acht Parteien haben sich damals zusammengerauft, um zu jeden Preis eine Regierung zu bilden und Netanjahu aus dem Amt des Ministerpräsidenten zu drängen. Das gelang, aber nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von einem Sitz. Aber schon kurze Zeit später begann sich, die Jamina Partei aufzulösen, Bennett und Lapid, der als Ersatz-Ministerpräsident diente, hatten nur noch 60 Mandate, auf die sie sich stützen konnten. Dabei musste man sich auf die arabische Partei Ra’am unter Mansour Abbas verlassen. Das konnte nicht gutgehen. Und so wurde auch die 24. Knesset im Sommer aufgelöst. Lapid wurde, dem Koalitionsabkommen entsprechend, Übergangs-Ministerpräsident bis es eine neue Regierung geben wird.

Und nun liegt es an uns, den Wählern, endlich eine Entscheidung zu bringen. Mir ist jetzt klar, dass nicht unsere Politiker schuldig an diesem Schlamassel sind, in dem wir uns befinden, sondern wir, die Wähler. Es scheint unsere Hartnäckigkeit zu sein, die die Bildung einer Mehrheitsregierung verhindert. Ja, wir sind schuld, da wir anscheinend jedes Mal so wählen, wie bei den Wahlen davor. Nicht unbedingt dieselbe Partei, aber wir wählen denselben Block. Haben wir es nach vier Wahlen nicht gelernt, dass es so nicht weitergehen kann?
Spaß beiseite, natürlich ist es nicht unsere Schuld, aber wir sehen, wie gespalten wir sind, Und das sollte unseren Politikern endlich klar werden. Es kann nicht bei jeden Wahlen nur darum gehen, ob Netanjahu die Wahlen gewinnt oder nicht. Diese “Nur-nicht-Bibi-Politik” muss aufhören. Denn die Wähler scheinen anderer Meinung zu sein, sie wollen Bibi. Und die andere Hälfte will Lapid oder Gantz. Das scheint der Wille der Wähler zu sein, und das sollten die Politiker akzeptieren. Wenn sie das nicht tun, werden wir uns zu Pessach im nächsten Jahr wieder an der Wahlurne treffen.
Vielleicht hätte man schon jetzt in den Wahllokalen eine weitere Wahlurne hinstellen, wo wir dann schon unsere Stimme für die sechsten Wahlen abgeben könnten, das würde eine Menge an Steuergeldern sparen, die wir wirklich für wichtigere Dinge gebrauchen könnten. Wahlen kosten eine riesige Menge an Geld. So eine Verschwendung.
Es wurde uns geraten, so früh wie möglich unsere Stimme abzugeben, da es später anfangen soll, zu regnen. Und der Regen könnte einige Menschen davon abhalten, zu den Wahlen zu gehen, denn wer hat nach den ganzen Wahlen noch Lust darauf? Aber es ist wichtig, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Man kann nicht zu Hause bleiben und sich dann über das Wahlergebnis beschweren.

So, liebe Leser, ich werde mich jetzt darauf vorbereiten, zur Stimmabgabe zu gehen. Ich hoffe, es werden vorerst die letzten Wahlen sein, auch wenn ich mir da leider nicht so sicher sind. Wünscht uns Glück, wir können es gebrauchen.
Heute Abend um 22 Uhr wird es dann spannend, dann werden erste Hochrechnungen veröffentlicht. Ich werde mich bemühen, Euch heute auf dem Laufenden zu halten und an der Atmosphäre an diesem besonderen Tag teilhaben zu lassen. Wisst Ihr was? Auch zum fünften Mal innerhalb von dreieinhalb habe ich eine gewisse Feiertagsstimmung und das nicht nur, weil wir am Tag der Wahlen nicht arbeiten müssen. Gestern nach der Arbeit wünschten wir uns gegenseitig ein “Frohes Wahlfest”. Und auch Euch wünsche ich jetzt einen wunderbaren Tag. Shalom aus Modiin!
Kategorien:Aktuelles
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