Wohin mit den Flaschen?

Guten Morgen liebe Leser!

Habt Ihr Euch an die Rückkehr zur Winterzeit, was ja die normale Zeit ist, gewöhnt? Gestern bin ich im Dunkeln von der Arbeit nach Hause gekommen, ich hatte mich von meinen Kollegen sogar mit einem Gute Nacht Gruß verabschiedet. Aber es ist in Ordnung, denn als Gegenleistung für die Dunkelheit gestern Abend ist jetzt schon ganz hell draußen. Ich gehe lieber im Hellen aus dem Haus. Und damit schließe ich das Thema Zeitumstellung.

Wenn ich mit dem Schreiben meines Artikels am Morgen beginne, weiß ich eigentlich nie, was am Ende herauskommen wird. Ich überrasche mich immer selbst. Und das ist das Nette dabei. Also, über was werde ich jetzt schreiben?

In meinem Kopf befinden sich zurzeit die drei akutesten Themen, die uns Israelis jetzt interessieren, das sind: Wahlen, Terror und hohe Lebenskosten. Hier bei uns geht es eigentlich nur um diese Themen. Es ist schade, dass wir uns nicht mit anderen Dingen beschäftigen können.

Aber ich werde jetzt einfach über etwas anderes schreiben. Als ich gestern Abend nach Hause kam, habe ich erstmal wie üblich den Müll runter gebracht. Dafür haben wir unten am Haus, unter unserem Garten, einen besonderen Müllraum, in dem zwei große Müllcontainer stehen, die fast täglich von der städtischen Müllabfuhr gelehrt werden. Ich glaube, dass wir es in dieser Beziehung besser haben als zum Beispiel Ihr in Deutschland, oder? Mit der Mülltrennung wird es hier allerdings nicht ganz so genau genommen, es gibt wohl eine sogenannte Orange Tonne, die für Verpackungen gedacht ist, aber diese Tonnen befinden sich nicht an jedem Haus, und da wir Israelis es bequem mögen, sparen wir uns den Weg und werfen alles in den großen Müllcontainer. Und seit einiger Zeit werfen wir auch andere Dinge dort weg, die wir bis vor einiger Zeit noch recycled haben, es geht um die anderthalb Liter Flaschen.

Bis vor Kurzem hatten wir einen besonderen Behälter nur für Plastikflaschen. Er befand sich genau dort, wo sich jetzt die Orange Tonne befindet. Alle paar Häuser gab es so einen Sammelplatz für Plastikflaschen. Doch dann kam jemand auf die grandiose Idee, auch die großen Flaschen in das Pfandsystem mit aufzunehmen. Bis jetzt gab es Pfand nur für die kleinen Flaschen. Zu Beginn war ich begeistert, dass wir in Israel immer fortschrittlicher werden, was den Müll und das Recycling betrifft.

Werbung für die Orange Tonne, eigentlich könnte ich die Plastikflaschen ja dort entsorgen…

Doch wie so oft bei uns, hat man viele gute Ideen, doch bei der Durchführung hapert es dann. Das neue Gesetz trat in Kraft, die großen Flaschen wurden zu Pfandflaschen, die Supermärkte wurden verpflichtet, die Flaschen entgegen zu nehmen und die speziellen Behälter für die Plastikflaschen wurden von der Stadt eingesammelt, ab jetzt sollten die Flaschen zum Supermarkt gebracht werden. Nur hatte man wohl nicht daran gedacht, den Supermarktketten ausreichen Zeit zu geben, sich auf die neue Situation vorzubereiten.

Zunächst hieß es, wir müssten noch etwas warten, bis ein System dafür entwickelt würde, ein, zwei Wochen, dann geht es los. Was soll ich sagen? Es wurde zu einem riesigen Durcheinander. Mittlerweile war der Kofferraum meines Autos voller Flaschen, was besonders bei den Sicherheitskontrollen bei der Einfahrt in ein Einkaufszentrum etwas unangenehm war. Aber egal, als die Geschäfte sich endlich auf die Flaschenannahme vorbereitet hatten, kam ich stolz mit etwas 50 Flaschen. An der Hauptkasse wurde ich mit angsterfüllten Blicken empfangen, 50 ist die maximale Zahl an Flaschen, die man auf einmal abgeben darf. OK, ich hatte es geschafft, die Flaschen wurden einfach in Einkaufswagen gestellt und von mir selbst gezählt, man vertraut den Kunden. In einem anderen Supermarkt schaffte man sich soger einen Automaten an, um die Flaschen entgegen zu nehmen, der Kunde bekommt am Ende einen Zettel mit der Summe, die dann an der Kasse eingelöst werden kann, klingt wunderbar. Der Automat funktionierte genau einen Monat, bis er kaputt ging.

In diesem Bericht geht es über die Probleme der Supermarktketten mit den Plastikflaschen, sie haufen sich tonnenweise und werden nicht oft genug abgeholt. Hebräisch, aber dennoch interessant, zu sehen.

Nach einiger Zeit hatte ich keine Lust mehr auf einen Kofferraum voller Flaschen oder verärgerten Blicken im Supermarkt. Auch hatte ich immer den Eindruck, als würde man mir einen Gefallen tun, dass ich die Flaschen abgeben kann. Und so kam es, dass die großen Flaschen anstatt wie früher in den Recycle Behälter, jetzt in den Müll wandern, so unangenehm es mir auch ist. Beim Wegwerfen der Flaschen sehe ich übrigens, dass ich nicht der einzige bin.

Ich bin nicht allein mit meinem Flaschenproblem

Diese Entscheidung, die großen Flaschen zur Pfandflasche zu machen, ging nach hinten los. Auch unser ältester Sohn brachte am Anfang die Flaschen brav zum Supermarkt, aber auch er hat nicht durchgehalten. Aber vielleicht liegt das Problem ja auch bei uns, den Israelis, da wir es gerne bequem haben. Wenn etwas zu kompliziert ist, dann wird der einfachere Weg gewählt. Schade eigentlich.

Erst gestern sah ich einen Fernsehbericht über den Müll am und in See Genezareth. Es wurden Unterwasseraufnahmen gezeigt, ich war entsetzt. Kennt ihr die schönen Aufnahmen der bunten Korallenriffe im Roten Meer vor Eilat? Die Bilder von See Genezareth hatten mich daran erinnert, auch hier war es bunt, doch das waren eben keine Korallen, sondern unendlich viele Flaschen und Getränkedosen, in allen Farben, schlimm.

Israel gilt als Start Up Nation, aber wahrscheinlich haben wir in Bezug auf den Müll noch etwas zu lernen. Wenn wir vielleicht weniger Existenzprobleme hätten, also keinen Terror und niedrigere Preise und vielleicht eine stabile Regierung, dann könnten wir uns endlich auch mit diesen Problemen befassen. Werden die Wahlen morgen die Erlösung bringen?

Und jetzt muss ich schon wieder aus dem Zug steigen. Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt mit meinem Text. Ich wünsche Euch einen wunderschönen Tag. Shalom aus Israel!



Kategorien:Aktuelles, Der Blog

Schlagwörter:,

1 Antwort

  1. Israel ist in der Lage, einen Iron Dome zu entwickeln und schafft es nicht, vernünftige Automaten für Leergut herzustellen? In Deutschland klappt das doch auch mit dem Pfandsystem. Ich sammel alle Flaschen im Kofferraum, auch die, die ich unterwegs mal finde. Schade, dass nun auch der See Genezaret verdreckt ist. Ja, im Umweltschutz hat Israel noch Einiges aufzuholen.
    Ich hoffe und bete, dass ihr eine gute Regierung bekommt. Shalom aus Norddeutschland

  2. „Video nicht verfügbar
    Der Uploader stellt dieses Video in deinem Land nicht zur Verfügung“

    Warum nicht?

    • Hallo, das nennt man Geo Blogging. Leider werden Videos besonders von TV Sendern mit einer Sperre versehen, damit die Inhalte nur im jeweiligen Land zu sehen sind. Ich habe da leider keinen Einfluss darauf. Liebe Grüße aus Israel!

Trackbacks

  1. Cola wird wieder billiger – Israel Direkt

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Israel Direkt

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen