Hallo liebe Leser ,
Der Alltag hat uns wieder . Fast ein ganzer Monat mit Feiertagen und Schulferien geht zuende . Heute sind die Kinder wieder in der Schule und ich bin im Bus auf dem Weg nach Jerusalem zur Arbeit.
Die neue Woche begann mit mehreren Fehlalarmen im Süden das Landes . Um 7:30 Uhr begannen dort die Sirenen . Aber schnell wurde klar, dass es sich wieder einmal , und zum Glück , um einen falschen Alarm handelte, wie es schon einige Male in den vergangenen Wochen der Fall war .
Im Mittelpunkt der Nachrichten vom Wochenende stand das schwere Lawinenunglück in Nepal, wo drei Israelis ums Leben kamen und sieben verletzt wurden. Eine weitere Israelin gilt als vermisst.
Ansonsten war es relativ ruhig in den Nachrichten . Was das Wetter angeht , merkt man , dass der Herbst begonnen hat , die Temperaturen erreichen höchsten noch so 26 – 28 Grad. Heute sollen es sogar nur so um die 24 Grad werden mit Regenschauern am Nachmittag in großen Teilen des Landes .
Auf meiner Facebookseite gab es am Wochenende eine recht lebendige Diskussion . Es ging um einen Artikel des Magazins Focus . Dort wurde über ein Bildband eines Berliner Fotografen berichtet, der Bildband beschreibt den Alltag israelischer Frauen in der Armee . Einige Mitglieder meiner Gruppe kritisierte die veröffentlichen von Fotos , die lachende und fröhliche Soldatinnen in Uniform zeigen. Es wurde kritisiert, dass zum einen die Frau als Objekt abgestuft sei, es sei nur wichtig, dass sie attraktiv seien, auf der anderen Seite wurde kritisiert, das es unpassend sei, zu diesem Zeitpunkt, so kurze Zeit nach der Auseinandersetzung im Gazastreifen , Bilder lachender israelischer Soldatinnen zu zeigen. Es würde der Eindruck entstehen, Krieg sei “Fun”, würde Spaß machen.
Ich kann diese Einstellung nicht teilen , die Diskussion wurde sehr in die Länge gezogen und wurde teilweise, zu meinem Bedauern, auch sehr persönlich. Ihr könnt alles auf der Seite der Gruppe nachlesen .
Ich möchte nicht viel hinzufügen, aber ich denke , dass die Menschen außerhalb Israels in einer ganz anderen Kultur leben. Viele Dinge werden dort ganz anders aufgenommen als bei uns in Israel. Es fängt ja schon damit an, dass es im Hebräischen keine Form des Dutzens gibt. Jeder Mensch wird hier mit “Du” angesprochen. Das verändert natürlich total die Atmosphäre. Immer wenn ich auf Besuch in Deutschland bin , fällt es mir zum Beispiel sehr schwer Menschen,besonders jüngere , mit “Sie” anzusprechen . Auch bitte ich immer sofort , mich zu dutzen, wenn mich jemand mit “sie” ansprach. Bis jetzt wurde das immer positiv aufgenommen, ich sah sogar eine Art der Erleichterung bei den Menschen . Oft kommt es auch vor, dass in israel Menschen mit dem hebräischen Wort “Achi” – Bruder – angesprochen werden, das passiert oft in in Imbissen und ähnlichen Orten ,wo jüngere Menschen arbeiten . Und kein Mensch rümpft dabei die Nase . Im Gegenteil, man bekommt ein Gefühl des Zusammenhalts , der Zusammengehörigkeit. In Deutschland, denke ich, würde man doch sehr komisch angeschaut werden, wenn ich jemanden mit “mein Bruder” ansprechen würde. Auch sagt man oft “Motek” – süßer,Schatz – auch unter Fremden . So geschah es dann auch in der Diskussion auf der Facebookseite, was negative Reaktionen auslöste.
Ich lebe seit 26 Jahren in Israel. Wenn ich jetzt zu Besuch nach Deutschland komme in meine Heimatstadt Oldenburg , dann fühle ich mich wohl Zuhause , aber dennoch fühle ich mich auch als Fremder , als nicht mehr zugehörig. Das ist jetzt nicht negativ gemeint , ich sehe nur diese großen Unterschiede im täglichen Leben . Es ist ein interessantes Gefühl, einerseits bin ich zuhause , andererseits schaue ich auf die Menschen “von außen” , als ein Fremder . 22 Jahre habe ich in Deutschland gelebt, 26 Jahre in Israel ,vielleicht ist es daher nicht verwunderlich, dass ich mittlerweile mehr israeli als deutscher bin .
Dennoch fühle ich mich sehr stark mit meiner Heimatstadt Oldenburg verbunden und ich freue mich schon, in etwas mehr als zwei Wochen nach Oldenburg zu kommen.
Jetzt wünsche ich Eichsfeld einen angenehmen Sonntag .
Shalom aus Israel !
Foto: Israelische Soldaten am Sonntag morgen an der zentralen Busstation in Jerusalem
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